Auch wenn bei Saxophon und Westcoast zuerst an Smooth Jazz gedacht wird, darum geht es hier nicht. Es gibt noch ein weiteres Genre, welches gerne aus den typischen Westcoast – wohlverstanden: auch nicht AOR – bezeichnet werden kann.
Wenn man an Saxophonklängen vermischt mit Pop-/Rockmusik denkt, wird man unweigerlich über das wohl bekannteste Stück stolpern: «Baker Street» des schottischen Musikers Gerry Rafferty (†2011) auf dessen Album «City To City», 1978. Knapp vier Jahre Später, 1982 veröffentlichte das US-amerikanisches Popmusik-Duo Hall & Oates (Daryl Hall & John Oates) den Song «Maneater» aus dem Album «H2O» (1982) welcher im selben Jahr ein Nummer ein Hit in den USA wurde.
Die Mischung zwischen süffisantem Pop-/Rockmusik und Saxophon stiess bei der Hörerschaft rund um den Globus buchstäblich auf «offene Ohren». Im selben Jahr gelang ein weiterer Sax/Pop-Song in den USA den Durchbruch. «Who Can It Be Now?» (Album: «Business As Usual», 1981) der australischen Rockgruppe Men At Work. Diese veröffentlichte den Song bereits 1981, doch ohne Internet oder Streaming benötigte in den 80er Jahren die Musik «etwas Zeit», um den Globus mit all seinen Kontinenten zu erobern.
Doch dann, zu Beginn der 80er Jahren ging plötzlich alles sehr schnell. Nach der Auflösung von The Eagles begann Leadsänger und Gitarrist Glenn Frey eine erfolgreiche Solokarriere. Frey griff die Idee und Komposition auf, in seinen Stücken medienwirksam ein Saxophon einzusetzen. Bekannte Stücke wie «The Heat Is On» (Album: «Orig. Soundtrack ‹Beverly Hills Cop'», 1984) oder jene aus der TV-Serie Miami Vice, die beiden Songs «You Belong To The City» (1985) und «I’ve Got Mine» (Album: «Strange Weather», 1992) brachten Glenn Frey den internationalen Durchbruch als Solokünstler ein.
(Youtube by: Glenn Frey – Topic)
Ebenfalls im Jahre 1981 griff die AOR-Band Foreigner die Komposition Sax und Rockmusik auf. Auf ihrem vierten Album «4» erschien der Song «Urgent«. Auch hier setzten die Macher wieder auf das Erfolgskonzept und mischten dem treibenden Sound noch ergänzend die Saxophonklänge dazu. Ergebnis: 1981 Platz 4 in den US-Charts.
Ein weiterer Kassenschlager war der Original Soundtrack zum gleichnamigen Film von «Lily Was Here» aus dem Jahr 1989. Interpretiert durch Candy Dulfer am Saxophon und dem Eurythmics Gitarristen Dave Stewart. Dieses markante Stück, indem sich – so scheint es bildlich gesprochen – Saxophon und Gitarre «unterhalten», ist ein wahrer Ohrwurm.
All diese Stücke haben allesamt etwas Gemeinsames. Sie bringen Bilder in das Leben, zeigen audiovisuell Situationen, sei dies auf einem Roadtrip, nach einer Trennung oder einem anschliessenden Neubeginn. Die Stücke verkörpern den einsamen Saxophonspieler in der Nacht und wecken Sehnsucht, sind aber auch zugleich Balsam bei schweren, einsamen Momenten. Man könnte mittlerweile sagen, das Gemisch «Saxophon & Pop-/Rockmusik» avancierte zu einem Soundtrack für das Leben vieler Hörer.
Fun Fact:
Die Foo Fighters nahmen coverten 1988 «Baker Street» in eine Heavy Metal-Version, welche auf der Single von «My Hero» erschienen ist.
Der US-amerikanische Rapper Shawn Corey Carter, besser bekannt als Jay-Z coverte 1997 zusammen mit BLACKstreet «You Belong To The City» und nannte das Stück in «The City Is Mine» um.
