In den 1980er Jahren wurde der Sunset Strip in West Hollywood zum pulsierenden Epizentrum einer musikalischen Revolution. Hier, zwischen neonbeleuchteten Clubs und aufheulenden Motorrädern, entstand ein Mythos, der bis heute nachhallt – Paradise City.

Der legendäre Strip war das Spielfeld für Bands, die von Ruhm und Exzess träumten. Gruppen wie Guns N’ Roses, Poison und Cinderella spielten in ikonischen Venues wie dem «Whisky a GoGo», dem «Roxy Theatre» und dem «Gazzarri’s», oft vor einer Mischung aus Hardcore-Fans, Plattenbossen und Groupies. Die Mischung aus rohem Talent, kompromisslosem Ehrgeiz und einer unverwechselbaren Ästhetik brachte eine Welle von Hair- und Glam-Metal hervor, die von Los Angeles aus die Welt eroberte.

Guns N’ Roses verkörperten diese Ära wie kaum eine andere Band. Mit ihrer wilden Energie und Songs wie „Welcome to the Jungle“ oder „Paradise City“ fingen sie das Lebensgefühl des Sunset Strip ein: gefährlich, aufregend und unaufhaltsam. Kein anderer Songs als deren Welthit «Paradise City» (Album: «Appetit for Destruction», 1987) bringt dies auf den Punkt. Dabei geht es nicht nur um den Strip alleine, dieser war zwar Herzstück der Szene, aber ohne das ganze drumherum, die Clubs, die Hotels oder Bars  – ja sogar Modegeschäfte – wäre die Szene und die Rockstarts nicht die, wie wir sie heute kennen.

Paradise City war mehr als nur eine musikalische Bewegung – es war eine Lebenseinstellung. Die Nächte auf dem Strip waren durchzogen von Ausschweifungen, Skandalen und kreativer Freiheit. In den dunklen Gassen hinter den Clubs wurden Karrieren geschmiedet und Legenden geboren.

Ebenso trugen Poison mit ihrem exzessiven Bühnenstil und Cinderella mit ihrer bluesgetränkten Härte dazu bei, den Strip als das Mekka des Rock zu etablieren.

9081 Santa Monica Blvd – Troubadour
In diesem legendären Club, nur eine Parallelstrasse vom Sunset Blvd entfernt, hatten die fünf Bandmitlieder: Axl Rose, Slash, Duff McKagan, Izzy Stradlin und Steven Adler zusammen als Band Guns N› Roses am 06.06.1985 ihren ersten Live-Auftritt. Der Club spielte auch 2016 eine wichtige Rolle, als sich die Band versöhnte und wieder zusammentat.

607 South View – Park Plaza Hotel (closed)
Die Vorfahrt des Hotels diente als Drehort für das erste Video von Guns N› Roses, «Welcome To The Jungle» (Album: «Appetite for Destruction», 1987). Slash als einziger hatte bereits Erfahrung vor der Kamera, nachdem er einige Jahre zuvor als Statist in einem Michael Schenker (Scorpions) Clip aufgetreten war.

9015 Sunset Blvd – Rainbow Bar & Grill
Der Guns N› Roses Gitarrist Slash beschrieb das legendäre «Rainbow Bar & Grill» als «das letzte Überbleibsel des coolen Rock’n’Roll in der Stadt«. Für Motörhead Frontman und Bassist Lemmy Kilmister war es sogar das Stammlokal, an dessen Bar er während lebzeiten oft sass und zockte.

1200 Alta Loma Road – Sunset Marquis Hotel
Slash war Mitte der 90er Jahre ein fester Bestandteil der exklusiven Whisky-Bar dieses Hotels, die er auch heute noch gerne besucht, wenn auch nur für einen Softdrink. Frontman Dave Gahan von Depeche Mode, starb vorübergehend auf dem Gelände, als er 1996 eine Überdosis eines Speedballs nahm.

7230 Franklin Ave – Franklin Plaza Apartments
Vorübergehende Wohnung von Slash und Drummer Adler gegen Ende des Jahres 1987. Bei einem Besuch des Mötley Crüe Bassisten Nikki Sixx konsumierte dieser zu viel Heroin und war für einige Minuten klinisch Tod. Von Sanitätern ins Leben zurückgeholt war es die Inspirierten für Mötley Crüe’s Hit «Kickstart My Heart» im Jahre 1990.

7180 Sunset Blvd – Seventh Veil
Der Strip-Club der ersten Wahl für die jungen Rockmusiker in den 80er Jahren. Bei den Dreharbeiten zu Guns N› Roses Album «Appetite For Destruction» (1987) wurde die Seventh Veil-Tänzerin Adriana Smith beim Sex mit Axl Rose aufgenommen, um den Song «Rocket Queen» aufzupeppen.

9039 Sunset Blvd – Key Club (closed)
Ein schäbiger Nachtclub, in dem Slash 1981 zum ersten Mal Axl Rose auftreten sah. Slash schloss sich daraufhin Axl’s damalige Band «Hollywood Rose» an, doch die Gruppe löste sich bald auf. Bevor Axl und Slash zusammen Guns N Roses gründeten, bewarb sich Leadsänger zuvor erfolglos bei Poison.

8430 Sunset Blvd – House of Blues (closed)
Die legendäre Konzert-Venue direkt gegenüber des sog. Riot House (Hyatt Hotel) ist mittlerweile geschlossen. Wer früher an einem Sonntagmorgen das Lokal aufsuchte, könnte namhafte Protagonisten aus dem Musik-Business antreffen. So genoss Slash des Öftern einen Brunch.

Mit dem Aufstieg des Musikgenre Grunge und dessen Bands wie Pearl Jam oder Nirvana in den frühen 90ern verblasste der Glam-Metal-Glanz des Sunset Strip, doch die Magie dieser Zeit lebt weiter. Heute erinnern Plaketten, Tribute-Shows und Dokumentationen an die Ära, in der der Strip das Epizentrum des Rocks war – eine wahre Paradise City für Musiker und Fans gleichermassen.

Der Sunset Strip der 80er bleibt ein Denkmal für eine Zeit, in der Musik, Exzess und grenzenlose Kreativität die Regeln bestimmten. Es war eine Ära des Goldrauschs für Rock-’n’-Roll-Dreamer – und wer dort war, weiss: Der Strip war das Paradies.

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