Santa Monica, Kalifornien – Es gibt Songzeilen, die haften wie Salz auf der Haut nach einem Tag am Meer. Carly Simon formulierte einst in bittersüsser Klarheit:
„I had some dreams, they were clouds in my coffee…
…clouds in my coffee – clouds in my coffee»
(Lyrics from «You’re So Vain»)
Ein Refrain, ein Satz, eine Phrase – welche von enttäuschten Erwartungen erzählt – und zugleich von der Schönheit des Moments, in dem man sie loslässt.
Wer am Santa Monica Pier entlang flaniert, zwischen dem salzigen Wind, der Nachmittagssonne und dem melodischen Kreischen der Möwen, versteht intuitiv, was Simon meint. Denn genau hier, wo Alltag und Traum ineinander verschwimmen, liegt jene seltsame Melancholie, aus der grosse Songs geboren werden – und aus der grossen Gelassenheit erwachsen kann.
Carly Simons Song „You’re So Vain“ erzählt von Oberflächlichkeit, von Selbstverliebtheit, von der Enttäuschung über ein Leben, das anders hätte verlaufen können. Und doch: Wer mit nackten Füssen durch den warmen Sand schlendert, den Blick auf die glitzernde Weite des Pazifiks gerichtet, spürt eine andere Lesart. Hier scheint jeder Schritt zu sagen: Lass los. Träume dürfen sich ändern. Schönheit liegt nicht in der Erfüllung – sondern in der Bewegung.
Die Metapher der „clouds in my coffee“ steht für kleine Risse im Bild des Perfekten – ein Leben, das anders kam als geplant. Und doch fühlt es sich hier, zwischen Palmen und Ozean, nicht wie Scheitern an. Sondern wie Freiheit. Die kleinen Wolken im Kaffee – sie machen das Getränk nicht schlechter, sondern interessanter. Und vielleicht ist es genau dieses Gefühl, das Santa Monica verkörpert: das elegante Nebeneinander von Illusion und Akzeptanz.
Die flirrende Wärme auf der Haut, das Klappern der Skateboards auf der Promenade, der Duft von Sonnencreme und Salz – Santa Monica bietet keine Flucht, sondern ein sanftes Ankommen im Unvollkommenen. Genau wie Carlys Songzeile: ein poetischer Seufzer über all das, was wir wollten – und das, was wir stattdessen fanden.
Vielleicht ist es das, was diesen Ort so besonders macht: Zwischen Riesenrad und Meeresrauschen wird klar, dass selbst die Wolken im Kaffee Licht durchlassen. Und manchmal ist das genug.