Wenn «Zoso» aka Jimmy Page – Gitarrist von Led Zeppelin – zur Gitarre greift, ist das nicht bloss Musik – es ist eine Zeremonie. Eine Leidenschaft, die lodert wie ein rituelles Feuer, gespeist aus roher Energie, handwerklicher Meisterschaft und einer beinahe mystischen Verbindung zu seinem Instrument. Seine Gibson Les Paul ist kein Werkzeug – sie ist ein verlängerter Nerv, ein Medium, durch das er mit einer anderen Sphäre zu kommunizieren scheint.

Page ist mehr als ein Gitarrist. Er ist ein Erzähler, ein Zauberer, ein Wanderer zwischen den Welten. Seine Saiten erzählen Geschichten von Licht und Schatten, von Ekstase und Stille. Und jedes Mal, wenn er spielt, schenkt er uns einen Blick in sein innerstes Feuer – und lässt uns für einen Moment glauben, dass der Himmel vielleicht wirklich eine Treppe ist, gebaut aus Musik.

Sichtbar und am besten zu erklären lässt sich dies mit dem Led Zeppelin Song „Dazed and Confused“ hier offenbart sich diese Verbindung in ihrer exzentrischsten Form: Mit einem Geigenbogen bearbeitet Page die Saiten, nicht bloss um Klang zu erzeugen – sondern um Halluzinationen zu wecken.
Jeder Strich zieht den Zuhörer tiefer in ein klangliches Labyrinth, in dem sich Wahnsinn und Genialität umarmen. Die Töne kreischen, flüstern, geistern durch den Raum – als würde er einen Sturm aus dem Äther heraufbeschwören.

Und dann gibt es natürlich noch „Stairway to Heaven“ – der heilige Gral des Rock. Ab Minute sechs (siehe Video unten) erhebt sich Page wie ein Alchemist mit seiner ikonischen Doppelhals-Gitarre (eine Gibson EDS-1275), das Instrument über dem Kopf, bereit, das musikalische Zepter zu übernehmen.
Was folgt, ist kein Solo – es ist eine Offenbarung. Die Noten fliessen wie ein Strom aus Licht, mit einer Klarheit und Wucht, als wolle er die Himmelsleiter selbst bauen. Für knapp drei Minuten tanzt er am Rand der Ekstase, lässt reines Spielvergnügen aufblitzen, bevor er mit eleganter Geste das Ruder wieder an Robert Plant übergibt – der Gesang verschmilzt mit dem Gitarrenklang in einem Moment zeitloser Perfektion. Und dann, fast ehrfürchtig, die letzte Zeile: „…and she’s buying a stairway to heaven.“

 Doch Jimmy Page ist nicht nur der Feuerschamane der verzerrten Gitarren. In „Going to California“ kehrt er das Innerste seines musikalischen Selbst nach außen – sanft, einfühlsam, fast zerbrechlich. Hier offenbart sich ein anderer Aspekt seiner Kunst: die tiefe Ruhe, die zärtliche Melancholie, die aus seinen Fingern fliesst. Die Akustikgitarre haucht keine Töne – sie atmet. Jede Note ist ein Streicheln, jede Pause ein Flüstern. Kein Showman, kein Donner – nur Wärme. Intimität. Seele.

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